"Zeit für die Bazooka"
EZB vor Zinssenkung: Wird es ein aggressiver Schnitt?
Wenn die EZB morgen über die Leitzinsen entscheidet, ist Experten klar, dass eine Senkung kommt. Fraglich ist höchstens das Ausmaß.
- EZB-Zinsentscheidung: Senkung um 25 Basispunkte erwartet.
- Experten fordern aggressive Maßnahmen gegen Deflation.
- Inflation bleibt über 2%, vorsichtige EZB-Strategie nötig.
- Report: Die USA haben fertig! 5 Aktien für den China-Boom

Am morgigen Donnerstag steht die nächste Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) an, und es deutet alles darauf hin, dass die Währungshüter die Leitzinsen senken werden. Was noch vor wenigen Wochen als unwahrscheinlich galt, ist nun fast sicher: Eine Zinssenkung um mindestens 25 Basispunkte.
Doch angesichts der schwachen Konjunktur in der Eurozone und zunehmender Deflationsrisiken wird die Frage immer lauter, ob die EZB sogar zu einem größeren Schritt, einer Senkung um 50 Basispunkte, greifen könnte.
Der Druck auf die EZB nimmt zu, nachdem das Wirtschaftswachstum in den größten Volkswirtschaften der Eurozone ins Stocken geraten ist. Deutschland steckt bereits in einer Rezession, während Länder wie Frankreich und Italien mit steigenden Defiziten und schwacher wirtschaftlicher Dynamik kämpfen.
Die anhaltend hohe Verschuldung und die wachsenden Befürchtungen vor einer Deflation drängen die EZB zu schnelleren und größeren Zinssenkungen. Einige Analysten fordern daher ein entschiedeneres Vorgehen.
"Es ist an der Zeit, die Bazooka im Stile der Federal Reserve herauszuholen", sagt Marcus Ashworth, ehemaliger Chef-Marktstratege bei Haitong Securities, gegenüber Bloomberg. "Die Eurozone kann sich nicht länger mit kleinen, sorgfältig inszenierten Zinssenkungen zufrieden geben: Alle wirtschaftlichen Warnsignale blinken rot." Es wäre ein Fehler, jetzt nicht aggressiver zu handeln, warnt er und fordert eine deutliche Senkung des Einlagensatzes um 50 Basispunkte.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde steht vor einer schwierigen Aufgabe: Auf der einen Seite haben die jüngsten Wirtschaftsdaten klar gezeigt, dass die Inflation im September auf 1,8 Prozent gefallen ist und die Eurozone dringend eine Lockerung der Geldpolitik benötigt. Auf der anderen Seite warnen Experten davor, dass die Teuerung damit noch nicht im Griff sei und langfristig über dem 2-Prozent-Ziel der EZB bleiben könnte, was eine vorsichtigere Vorgehensweise rechtfertigen würde.
Die Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet, dass die EZB ihren Kurs der Zinssenkungen beschleunigt. Analysten prognostizieren eine Senkung der Zinsen auf ein Niveau, das die Wirtschaft nicht länger belastet, möglicherweise bis Ende 2025. Sollte die EZB am Donnerstag tatsächlich einen größeren Zinsschritt wagen, könnte dies ein starkes Signal an die Märkte senden, dass sie bereit ist, die wirtschaftliche Abkühlung in der Eurozone aggressiver zu bekämpfen als ursprünglich erwartet.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion

Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte